Eine Materia Medica ist ein Arzneibuch, welches die Heilwirkungen von Arzneistoffen beschreibt. Solche Bücher gibt es seit mehr als 2000 Jahren. Berühmte Materiae medicae stammen zum Beispiel von Hippokrates oder von Galenos von Pergamon, die sich neben Heilwirkungen auch mit grundsätzlichen Themen der Heilkunde befassten.
In einer Materia Medica werden einzelne Arzneistoffe oder Zubereitungen aus mehreren Stoffen in ihren Wirkungen bei Krankheiten angegeben. Im Vordergrund einer Arzneiwirkung steht die Fähigkeit ein Symptom oder eine Krankheit verschwinden zu lassen. Wenn ein Arzneistoff bei einer bestimmten Erkrankung half Schlimmeres zu verhüten, die Symptome zu bessern oder den Patienten gesund zu machen, wurde dies damals wie heute aufgeschrieben.
Als Samuel Hahnemann, der Begründer der klassischen Homöopathie und Autor der ersten homöopathischen Materia Medica, mit der Literatur seiner Zeit konfrontiert wurde, erkannte er zwei grundsätzliche Probleme. Zum einen konnte ihm niemand sagen warum eine bestimmte Arznei heilend wirkte, zum anderen funktionierten die angegebenen Arzneien nur in manchen Fällen.
Stellen Sie sich hierzu folgendes Beispiel vor. Ein Kind hat Halsschmerzen und bekommt einen Tee mit Salbei verordnet. Beim ersten Kind reichen 2-3 Tassen Tee und die Halsschmerzen sind verschwunden und das Kind wird gesund. Bei einem anderen Kind hilft der Tee nur für die Zeit der Einnahme und die Symptome kehren nach absetzen des Tees zurück. Wird diesem Kind der Tee trotzdem weiter gegeben, erscheinen die Wirkungen der Arzneipflanze wie Verdauungsbeschwerden oder Herzrasen und Krämpfe. Dies wird heute als Nebenwirkungen bezeichnet. Ein drittes Kind bekommt Salbeitee und die Symptome verschlimmern sich sofort. Diese Beispiele beschreiben typische Reaktionen auf eine Arzneigabe und beschäftigen Mediziner und Heilkundige bis heute.
Hahnemann legte zu Forschungszwecken seine Praxis für einige Jahre nieder, da er es nicht verantworten wollte, Menschen mit Arzneistoffen zu behandeln, deren Indikationen aus Überlieferungen stammten, ohne dass rational nachvollziehbar war, warum die Arznei in einem bestimmten Krankheitsfall eingesetzt wurde. Nach Jahren des Studiums und der Forschung kam er dahinter, dass die heilenden Fähigkeiten einer Arznei in ihrer Kraft lagen Symptome beim Gesunden zu erzeugen. Einfach gesagt, die Fähigkeit des Salbei, starke Entzünden der Schleimhäute im Rachen hervorzubringen, macht ihn zu einer hervorragenden Medizin bei Entzündungen im Rachen.
Diese Erkenntnis bildete die Basis für das Ähnlichkeitsgesetz der Homöopathie und das Wirkprinzip homöopathischer Arzneien. Sie offenbarte darüberhinaus die Wege zum Auffinden der Heilwirkung von Arzneistoffen. Hahnemann entwickelte als erster Arzt die Arzneiprüfung am Gesunden und erfand das Verfahren der Potenzierung um giftige oder nicht lösliche Stoffe prüfen zu können. Das Verfahren der Potenzierung führte ihn eher nebenbei zu der Erkenntnis, dass eine Arznei im Zuge ihrer Potenzierung nicht nur ihre Giftigkeit verliert, sondern ihre Arzneikraft auch noch zunimmt. Die dritte Quelle zum Auffinden der Arzneiwirkungen waren erfolgreiche Behandlungen am Krankenbett, die Klinik.
Jetzt schrieb Hahnemann seine eigene Materia Medica. Aus toxikologischen Berichten, aus Arzneimittelprüfungen und aus erfolgreichen Heilbehandlungen trug er Arzneiwirkungen zusammen. Aus Krankheitsverläufen und Arzneiprüfungen war ihm bekannt, dass alle Symptome einer Arznei von Bedeutung sind und notierte Umstände wie Hitze oder Kälte, Trockenheit oder Feuchtigkeit, Röte oder Blässe. Er notierte Umstände der Besserung oder Verschlimmerung, Wetterbedingungen und Zeiten sowie sämtliche Veränderungen der Gefühle und Gedanken. Gerade die Veränderungen im Gemüt nehmen in der homöopathischen Materia Medica einen großen Raum ein. Es ist bis heute wenig bekannt, dass schwere und schwerste psychische Störungen homöopathisch zu behandeln sind.
Diese Arbeit wurde über die Jahre durch zahlreiche Homöopathen fortgeführt, so dass wir heute umfangreiche Quellen gut geprüfter Arzneistoffe haben. Eine homöopathische Materia Medica enthält Angaben zu Arzneistoffen und deren Wirkungen im Gemüt, den Wirkungen im Körper auf Gewebe und Organe, zu Umsänden der Besserung oder Verschlimmerung, zu auslösenden Ursachen sowie Angaben zur Konstitution des Menschen.
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