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Materia Medica Lernen, geht das überhaupt?

Felix Wolfram • Aug. 14, 2020

Materia Medica Lernen, geht das überhaupt?

Im Vorwort der HomeoTrain Basic Edition schreibe ich, dass das Studium der Materia Medica mit dem neuen Lernsystem leichter und spannender ist, als Vokabeltraining. Dabei habe ich vergessen zu erwähnen, dass es bis heute kein grundlegendes Lernsystem für das Studium der klassischen Arzneimittellehren gab. Das Studium der Arzneimittellehren, mit dem Zweck die Arzneiwirkungen zu kennen, ist mit der Fülle der Arzneimittel und der Einführung von Repertorien zunehmend in den Hintergrund getreten. Die Erarbeitung dieses Wissens ist gerade für Anfänger eine große Herausforderung. Drei häufige Probleme bei dieser Herausforderung wollte ich lösen. Die Frage nach der Auswahl der zu lernenden Mittel, die Frage, was über die ausgewählten Mittel zu lernen ist und die Frage, wie man dies leicht lernen kann und dauerhaft für die Praxis memoriert.
Eine homöopathische Materia Medica enthält eine Sammlung von Symptomen aus Arzneimittelprüfungen, klinischen Beobachtungen und der Toxikologie. Diese Informationen bilden in ihrer Gesamtheit das Arzneimittelbild. Als Hahnemann im Jahr 1810 seine erste homöopathische Materia Medica veröffentlichte, bestand diese aus gerade 27 Mitteln mit ein paar tausend Einträgen. Aufgrund der wenigen Erfahrungen gab es noch kaum Wissen über die hervorragenden oder charakteristischen Merkmale der Arzneien. Als Vorläufer späterer Repertorien gab es einen umfassenden Index in einem weiteren Band. Knapp einhundert Jahre später erschienen die bis heute größten Werke von Allen und Clarke mit umfangreichen Beschreibungen von über 1000 Mitteln, unter Berücksichtigung weiterer Prüfungen und geheilter Fälle. Spätestens jetzt, könnte man meinen, war Hahnemann’s Idee von der persönlichen Kenntnis der Arzneimittelwirkungen, aufgrund dieser riesigen Menge an Arzneimittelinformationen obsolet. Wer soll das Lernen und wie überhaupt? 
Mit dem Erscheinen des Repertoriums von Kent im Jahr 1897, wurde die Repertorisation als Weg zur Arzneimittelfindung möglich und verbreitet. Seit mehr als einhundert Jahren benötigt ein Homöopath nur noch bedingt Arzneimittelkenntnisse, da die passende Arznei durch Eingabe der Symptome in das Repertorium vorgeschlagen wird. Er muss nur die entsprechenden Mittel studieren, um daraus das am besten Passende auszuwählen. Früher wurde mit der Hand in Listen repertorisiert, heute übernimmt der Computer die Berechnungen und ist um einiges schneller. Das häufige Studieren der Arzneimittelbilder im Rahmen der Repertorisationen fördert über die Jahre das Verständnis der Arzneiwirkungen, aber nicht die Arzneimittelkenntnisse insgesamt. Es gibt eine Anekdote von Schülern Kent’s, die verzweifelt an einer Repertorisation sitzen und ihrem Lehrer einige Vorschläge machen, während er aufgrund seiner Arzneimittelkenntnisse und seiner Erfahrung im Vorbeigehen sagt „Das ist Thuja“ und seine Schüler ratlos und etwas verzweifelt zurücklässt. 
Für mich war das Ziel die grundlegenden Arzneimittelwirkungen auswendig zu kennen. Ich habe bis heute eine romantische Idee von der Ausübung der Heilkunde. Ein Patient erscheint mit seinem Leiden, berichtet mir davon und ich weiß, wie ich helfen kann. So habe ich Hahnemann, Bönninghausen und all die berühmten Kollegen seiner Zeit verstanden und es trifft, meiner Erfahrung nach, am ehesten die Erwartungen der Patienten. Durch das Studium alter Journale aus der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts habe ich viel über die Heilerfolge verstanden und warum die Homöopathie so berühmt geworden ist. 
Henry Allen veröffentlichte auch eine kurz gefasste Materia Medica mit ca. 300 Arzneimitteln auf ca. 500 Seiten. In dieser kurz gefassten Arzneimittellehre wurden die wichtigsten Arzneien mit ihren bedeutendsten Charakteristika und Leitanzeigen vorgestellt. Ein Kollege erzählte mir, dass Allen darauf bestand, dass seine Schüler dieses Buch auswendig kannten. Hier kann die Frage aufkommen, ob es ausreichend ist, über eine Arznei nur die Charakteristika und Leitanzeigen zu kennen, wo es doch so viele Symptome und Krankheiten gibt. Ja, meiner Erfahrung nach ist dies ein guter Anfang. Stellen Sie sich vor, ein Patient kommt in die Praxis wegen eines Furunkels im Nacken. Dieses Symptom ist für wenige Arzneien herausragend, kommt aber bei vielen Arzneien vor und ist für sich genommen, erst einmal unspezifisch. Nach einem kurzen Gespräch haben Sie erfahren, dass der Patient in letzter Zeit sehr gereizt und leicht aufbrausend ist, am Wochenende häufiger und etwas mehr Alkohol trinkt, in letzter Zeit häufiger an Schwindel und einem seltsamen Gefühl in der Brust leidet. Die Konstitution, das Gemüt, die Causa und die Symptome weisen eindeutig auf Nux vomica und wenn Sie im Repertorium oder einer größeren Materia medica nachschlagen, finden Sie unter Nux vomica auch den Hinweis auf Furunkel. Wir müssen von einer Arznei zunächst nur das Kennen, was sie im wesentlichen auszeichnet und was zu ihrer Verordnung notwendig ist. 
Die HomeoTrain Basic Edition verwendet die Charakteristika und Leitanzeigen von 180 bedeutenden homöopathischen Arzneien aus den klassischen Quellen von Hahnemann bis Clarke, bereitet diese in den Materiae Medicae didaktisch auf, so dass sie leicht zu verstehen und leicht zu lernen sind und fördert durch die regelmäßige Übung mit den Lernkarten die schnelle, sanfte und dauerhafte Memorierung dieses Wissens, für eine erfolgreiche homöopathische Praxis.

Dimidium facti, qui coepit, habet, sapere aude, incipe!
Frei nach Horaz: „Einmal begonnen ist halb schon getan. Wage es selbst zu denken! Fange nur an!“
von Felix Wolfram 25 März, 2021
Eine Materia Medica ist ein Arzneibuch, welches die Heilwirkungen von Arzneistoffen beschreibt. Solche Bücher gibt es seit mehr als 2000 Jahren. Berühmte Materiae medicae stammen zum Beispiel von Hippokrates oder von Galenos von Pergamon, die sich neben Heilwirkungen auch mit grundsätzlichen Themen der Heilkunde befassten. Hildegard von Bingen befasste sich überwiegend mit Arzneiwirkungen. In einer Materia Medica werden einzelne Arzneistoffe ....
von Felix Wolfram 02 Okt., 2020
Die Auswahl der Arzneimittel am Beispiel von Basic 30 Während der Entwicklung der Basic Edition stand die Frage nach der Auswahl der Mittel für jeden Band ganz oben. Aus Sicht des Schülers wollte ich die Mittel so vorstellen, dass vom ersten Tag des Lernens an, erfolgreiche Behandlungen möglich waren. Dies führte zu dem Kriterium mit Arzneimitteln zu beginnen, die bedeutende Akut- und Notfallindikationen beinhalteten. Die homöopathische Behandlung von akuten Zuständen ist in aller Regel sehr einfach aufgrund der eindeutigen Symptome sowie den offensichtlichen Modalitäten und Causae.
von Felix Wolfram 31 Aug., 2020
Die Lernkarten mit dem roten Punkt bilden die erste Gruppe, dargestellt oben im Bild links, durch die Karten Nr. 2 und 3. Sie enthalten die wichtigsten Schlüsselwörter und Charakteristika des Arzneimittels und liefern einen Überblick über die Leitanzeigen der Arznei sowie zu akuten Symptomen. Die Farbe Rot steht hier für die wichtigsten Informationen des Mittelbildes sowie für die Akutsymptome. Sie sind leicht und schnell zu lernen, da die Schlüsselbegriffe und Symptome in ihrer Kombination meistens eindeutig sind.
von Felix Wolfram 30 Aug., 2020
Die Frageseite der Lernkarte enthält Informationen zur Konstitution, zum Gemüt, zu den körperlichen Symptomen sowie den Modalitäten und Causae einer Arznei. Die Informationen des jeweiligen Arzneimittelbildes sind auf den Lernkarten in wechselnden Zusammenhängen dargestellt, für ein leichteres Memorieren und die Bildung eines komplexen Arzneimittelbild, mit allen wichtigen Aspekten der Arznei. Der Aufbau der Lernkarten folgt didaktischen Erkenntnissen für leichtes Lernen und Memorieren.
von Felix Wolfram 29 Aug., 2020
Die Lernkarten der HomeoTrain Basic Edition enthalten auf der Frageseite Angaben zum Arzneimittelbild und auf der Antwortseite den Namen der gesuchten Arznei. Aus didaktischen Gründen steht jede Lernkarte mit ihren HInweisen immer für eine einzelne Arznei. Kartensets zur Differenzierung verschiedener Mittel mit mehreren Arzneien als Antwort für Fortgeschrittene erscheinen später.
Repertorisation Aconit
von Felix Wolfram 21 Aug., 2020
Was lerne ich mit HomeoTrain? Das Studium der Arzneimittelbilder bringt so einige Lernerfolge hervor. Hier ein paar Beispiele. Sie lernen mit jedem Band einige tausend Symptome kennen, die Sie erfolgreich behandeln können. Sie lernen die Bedeutung der Wertigkeiten von Symptomen kennen. Sie erkennen die Bedeutung der Veränderungen im Gemüt für die einzelne Arznei und die Mittelwahl insgesamt. Sie lernen vollständige Symptome mit Modalitäten und Causae kennen.
von Felix Wolfram 11 Aug., 2020
Wie lerne ich mit HomeoTrain Wie funktioniert Lernen? Die aktuellen Forschungen der Psychologie zum Thema Lernen und Gedächtnis sprechen von der Spurentheorie für das Memorieren von Inhalten. Der Begriff Memorieren unterscheidet sich von dem Begriff Lernen. Lernen wird definiert als ein Prozess, der durch ständige Wiederholung zu einer unbewussten Verhaltensänderung führt.
von Felix Wolfram 22 Juli, 2020
Was ist die HomeoTrain Basic Edition Die HomeoTrain Basic Edition ist ein kombiniertes Lernsystem aus Lernkarten und Materia medica, für das Studium der homöopathischen Arzneimittelbilder. Sie umfasst sechs Bände mit der Beschreibung von je dreißig Arzneimitteln. Den Kern des Lernsystems bilden die Lernkarten. Die Lernkarten enthalten Angaben
von Felix Wolfram 22 Juli, 2020
Vorwort der HomeoTrain Basic Edition. Die Geschichte der HomeoTrain Basic Edition begann mit der Idee, meine eigenen Arzneimittelkenntnisse zu verbessern. Ich war früh der festen Überzeugung, dass es einen Weg geben müsste, das Wissen der Materiae medicae zu erlangen. Schließlich hatte ich Hahnemann so verstanden. Im Vorwort der Fragmenta de viribus medicamentorum, der ersten homöopathischen Materia medica, schreibt Hahnemann; „Von den Werkzeugen seiner Kunst eine möglichst vollkommene Kenntnis zu haben ist die Hauptpflicht eines Handwerkers, dass dies aber auch Pflicht eines Arztes ist, glaubt - oh Schmerz - niemand.“
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